Liebe ist...das Ja zu uns selbst

Was bedeutet "Liebe" für dich?

 

Ich habe die Erfahrung gemacht, dass wir das Wort "Liebe" nur allzu häufig in allerlei Situationen gebrauchen und uns dabei eher selten voll und ganz dessen Inhalt bewusst sind.

Sicherlich hat jeder seine eigene Definition von der Liebe, doch scheint es ausnahmslos diese eine Gemeinsamkeit zu geben: Lieben bedeutet bejahen. Wenn ich "Ja" zu etwas oder jemandem sage, dann schenke ich dieser Sache oder Person meine Akzeptanz, welche immer auch Liebe impliziert - und zwar in einem allerersten Schritt die Liebe zu mir selbst.

Ich liebe Schokolade" heißt übersetzt also "ich sage ja zu Schokolade, weil sie in mir angenehme Gefühle auslöst", "Ich hasse Sellerie" hingegen "ich sage nein zu Sellerie, weil mir davon schlecht wird."

 

Ein sehr banales und gleichzeitig punktiertes Beispiel. Doch möchte ich im Kontext meiner heutigen Gedanken zur Liebe auf der zwischenmenschlichen Ebene bleiben, denn Nahrungsmittel bringen uns eher selten aus der Fassung.

Für mich persönlich enthält alles Liebe, was ich annehmen kann. Ablehnung hingegen enthält gleichzeitig auch Angst, welche wiederum mit mir selbst zu tun hat, denn ich kann nur Angst vor etwas haben bzw. Ablehnung gegenüber etwas oder jemanden empfinden, wenn ich schon einmal eine gewisse Erfahrung gemacht habe, die mich gegenwärtig lehrt ängstlich und ablehnend zu sein. An dieser Stelle sei erwähnt, dass Ablehnung nicht mit "gesunden" Grenzen zu verwechseln ist, welche wiederum der Liebe zu sich selbst entsprechen.

 

Ganz genau so wie mit der Angst verhält es sich auch mit der Liebe - lediglich das, was in mir bereits Liebe ist, kann ein Außenstehender durch sein Verhalten in mir freisetzen.

 

Oft höre ich Menschen sagen, dass sie eine bestimmte Person lieben und nicht selten folgen dieser Aussage gefühlt 100mal mehr Neins als Jas. "Ich liebe ihn/sie, wenn er/sie durch sein/ihr Verhalten dafür sorgt, dass ich mich gut fühle und ich somit 'ja' zu ihm/ihr sagen kann" wäre an vielen Stellen wohl die ehrlichere Aussage. Das weiß ich, weil ich selbst über 2/3 meines Lebens genau diesem Credo gefolgt bin und noch heute in diese Falle tappe. Daher ist es für mich in diesem Kontext wesentlich, das Gegenteil von Liebe in mir aufzufinden - all meine versteckten Neins, welche meinen Ängsten entspringen und dafür Sorge tragen, dass ich etwas ablehne, was wiederum dafür verantwortlich ist, dass die Liebe in mir nicht frei fließen kann. Ablehnung impliziert die Abwesenheit von Liebe und bringt gleichzeitig auch zermürbende Emotionen mit sich, welche sich in allerlei Formen zeigen können. Wut, Überheblichkeit, Traurigkeit, Starrheit oder Flucht können mögliche Resultate sein.

 

Eine Aussage meines früheren Credos lautete etwa: "Wenn/Solange mein Gegenüber mir gibt, was ich liebe, dann/solange liebe ich ihn". Selbstverständlich war mir dieser Glaube als solcher nicht bewusst. Das ist übrigens auch jenen Menschen nicht bewusst, welche glauben, sie seien in der spirituellen oder allgemeinen Liebeserfahrung "weiter" als ihr Gegenüber und ihm somit überlegen. Wer diese Emotion fühlt, hat auf der Herzebene noch nicht verstanden, was es bedeutet vollständig zu lieben.

 

Der Weg zur wahrhaftigen Liebe ist immer das JA zu sich selbst, das alle Neins weichen lässt.

 

Da unsere eigenen Ängste für die Ablehnung unseres Gegenübers verantwortlich sind, geht es also nicht darum, ob dieser etwas tut oder unterlässt, was wir lieben oder nicht lieben. Ich persönlich empfinde das als enorme Erleichterung, die mein ganzes Leben verändert hat. Als ich damit begonnen habe, meiner Ablehnung gegenüber einer Sache, Person oder gar gegenüber meinen eigenen Handlungen nachzugehen und sie anzunehmen, bin ich all dem auf die Spur gekommen, was in mir Angst auslöst und mich unsicher macht. Liebe hat für mich auf diese Weise Stück für Stück an unbeschreiblicher Größe gewonnen und mein Leben auf wundersame Art verzaubert.

 

Das Bedürfnis nach Liebe und Zuwendung ist so natürlich und überlebensnotwendig wie das Bedürfnis nach Nahrung und Wasser. Nur manchmal, ja ich behaupte sogar in den allermeisten Fällen, ist die Liebe nach der wir uns so sehr sehnen, für uns alles andere als verdaulich. Wir können ihre Grundessenz nicht spüren, weil Mauern und Blockaden dafür sorgen, dass sie uns nicht in der Tiefe erreicht. Wenn wir also mal wieder das Gefühl haben sollten, von unserem Gegenüber zu wenig Liebe zu erhalten, weil er/sie nicht tut, was wir brauchen oder etwas macht, was wir ablehnen, dann gilt es, sich den eigenen Begrenzungen zuzuwenden.

 

Alles, was noch nicht Liebe ist, erhält seine Stärke aus der Angst. Alleinig schon die neutrale Registrierung dieser Ängste bzw. Blockaden sorgt dafür, dass sie an Bedeutung verlieren. Dabei ist es wichtig, sich nicht für die eigenen Begrenzungen zu verurteilen, denn dadurch erhalten sie umso mehr Macht. Angst löst sich nicht durch noch mehr kräftezehrende Gefühle, sondern lediglich durch Liebe auf.

 

Sollten wir in unserem Leben also mal wieder in eine Situation geraten, in der die (Non-)Aktion eines anderen für eine negative Reaktion in uns sorgt, dann sind wir dazu angehalten, den anderen sein zu lassen und uns stattdessen der eigenen Ablehnung zu stellen. Wir dürfen uns fragen: Warum kann ich ihn/sie in diesem Moment nicht lieben? Was hat das mit mir zu tun?

 

Im umgekehrten Fall, wenn wir mal wieder voller Liebe auf unseren Gegenüber blicken, dürfen wir uns dazu einladen, in diese Liebe hineinzuspüren. Was ist es, was in mir ein positives Gefühl verursacht? Ist es wirklich der andere bzw. dessen Handlung? Oder ist es nicht wahrscheinlicher, dass er/sie lediglich als Auslöser fungiert, der ein bereits vorhandenes Gefühl in mir anstupst?

 

Üben wir uns in diesem Bewusstsein, werden wir automatisch eine wundervolle Entdeckung machen:

Alles, was wir über die Liebe wissen und spüren, ist nicht das Ergebnis des Verhaltens eines anderen außerhalb unserer Selbst, sondern alleinig die Liebe, die wir selbst bereits sind.

 

In diesem Sinne wünsche ich dir, dass du dich in jedem Augenblick daran erinnerst, dass du alles, wonach du dich sehnst und was du scheinbar brauchst, bereits in dir trägst. Es liegt einzig an dir selbst, dieser Liebe Raum zu schenken.

 

Von Herz zu Herz, Sofia.

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